Lorbeer vs. Lorbeer
Von einer lieben Seifensiederfreundin habe ich vor ein paar Wochen einen dicken Brief mit frischen Gewürzlorbeerblättern geschenkt bekommen, die beim Beschneiden ihres wuchernden Lorbeerstrauchs angefallen waren. Sie selbst hatte bereits welche als Ölauszug in Seife versenkt und ich bewunderte diese sehr. So etwas wollte ich auch ausprobieren!
Eine gute Handvoll frische Lorbeerblätter habe ich sogleich zerkleinert und in nativem Olivenöl für einen Warmauszug eingelegt. Der durfte danach sogar noch zwei weitere Wochen bei Zimmertemperatur stehen bleiben, bis ich Zeit zum Verseifen fand. Das Ölmazerat war wunderbar tiefdunkelgrün geworden und roch sehr lecker würzig-aromatisch. Würde dieser schöne Duft die Verseifung überstehen?
Meine Absicht war, die Seife mit Lorbeerblattauszug mit einer Seife, die fettes Lorbeeröl enthält, zu vergleichen. Fettes Lorbeeröl wird hauptsächlich aus den reifen Früchten des Lorbeerstrauches oder -baumes gewonnen. Es riecht deutlich strenger aromatisch, fast teerartig, und hat bei Zimmertemperatur eine salbenartig feste Konsistenz. Als charakteristischer Bestandteil der berühmten Alepposeifen sorgt es für mehr Schaum in den olivenölreichen Seifen und auch für den typischen Duft. Kann das Lorbeerblättermazerat da mithalten?
Fettes Lorbeeröl stand schon seit Herbst letzten Jahres bereit, um zu einer Seife im Aleppostil verarbeitet zu werden. Ich gebe zu, ich bin kein besonders großer Fan dieses Duftes - im Gegensatz zum ätherischen Lorbeeröl! - und habe lange überlegt, ob ich wirklich eine Alepposeife ausprobieren sollte. Aber die Neugier siegte! Reine Olivenöl-Lorbeer-Seifen wollte ich aber auch nicht machen, also ergänzte ich die Rezeptur um Schaumfette, Rizinusöl und Kakaobutter. Wasseranteil und Laugenunterschuss sind für beide Seifensorten gleich gewählt. Zusätzliche Duft- und Farbstoffe sind nicht enthalten. Im einzelnen sehen die Rezepturen so aus:
Aleppo-Style54 % Olivenöl (nativ) 25 % Palmkernöl 11 % Lorbeeröl 7 % Kakaobutter 3 % Rizinusöl NaOH für 10 % Laugenunterschuss 20 % (der GFM) destilliertes Wasser Natriumlaktat |
Lorbeer-Olive65 % Lorbeerblättermazerat auf Basis von nativem Olivenöl 25 % Kokosöl 7 % Kakaobutter 3 % Rizinusöl NaOH für 10 % Laugenunterschuss 20 % (der GFM) destilliertes Wasser Natriumlaktat |
Auffällig ist zunächst der Farbunterschied zwischen den beiden Seifen. Das Lorbeerblattmazerat verleiht der Seife einen schönen frisch-grünen Farbton, während die Aleppo-Style-Seife eher unspektakulär hellbraun-beige daherkommt. Ich bin gespannt, wie lichtecht die Farbe ist.
Der Duftunterschied ist ebenso deutlich: Der feine Duft des Gewürzlorbeers im Mazerat hat die Verseifung leider nicht überlebt. Allenfalls direkt nach dem Ausformen und Aufschneiden des Seifenblocks war noch ein sehr, sehr schwacher Duft wahrnehmbar. Heute, nach gut zweieinhalb Wochen Reifezeit, ist davon leider nichts mehr übrig. Neugierig, ob der Duft beim Waschen in der feuchten Seife wieder rauskommt, habe ich ein Stück schon testweise angewaschen. Aber leider ist der feine Kräuterduft komplett weg. Schade!
Die Aleppo-Style-Seife riecht wie erwartet sehr charakteristisch nach dem fetten Lorbeeröl. Zu meiner Freude ist der Duft nicht übermäßig stark teerig, gerade noch akzeptabel, irgendwie kräuterig-erdig. Ein erster Anwaschversuch ergab auch, dass von dem Duft nicht viel auf der Haut übrigbleibt, was mir durchaus gelegen kommt. Auch wenn die Reifezeit noch nicht vorbei ist, was bei diesen olivenöllastigen Seifen durchaus noch ein paar Monate dauern kann, ist heute schon beim Anwaschtest absehbar, dass beide Seifen besonders mild und hautfreundlich werden.
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