Anti-C
Seit fast einem Jahr, ziemlich genau seit der medialen Ankunft des Coronavirus
in Deutschland, steht eine Seife mit ätherischem Lemongrassöl auf meiner
"Tapete", der nie endenden Liste der Ideen für zu siedende Seifen. Eliane
Zimmermann, die von mir sehr geschätzte Expertin für ätherische Öle und
Aromatherapie, empfiehlt auf ihrem Blog hier insbesondere Lemongrass-Seife zum
(häufigen) Händewaschen als Vorbeugung gegen eine Ansteckung mit krank machenden Keimen.
Sofort nach dem Lesen des Artikels begann sich in
meinem Kopf eine Idee zu formen: So eine Seife mit dem Gesundheitsplus sollte
vegan und palmölfrei sein, in irgendeiner Form grün und frisch aussehen, aber
bitte nur mit natürlichen Pflanzenfarben gefärbt. Und natürlich mit Lemongrass
beduftet. Das Rezept und der Grundbauplan schlummerten seitdem siedebereit auf
der Tapete. Da kam mir das Traumschaumhüttenseifeln im Seifen4um zum Thema
"Natürliche Seifenfarben" gerade recht, um endlich diese Seife zu sieden und auf der Liste abzuhaken.
Zum Färben habe ich zwei Auszüge mit Distelöl
HO angesetzt, einmal mit gemahlenen Annattosamen für ein schönes Gelb und einmal
mit Spirulinaalgenpulver für ein dunkles Grün. Da beide Pulver sehr fein waren,
habe ich mir das mühsame Filtrieren durch Kaffeepapier gleich gespart und den
Annattoauzug nur sich absetzen lassen, um das überstehende Öl zu verwenden. Das
Spirulinamazerat hat nach meinem Empfinden die Farbe nicht so toll angenommen.
Also habe ich gleich das aufgeschlämmte Pulver mit dem Öl zusammen verwendet.
Kurz entschlossen habe ich mich dann noch für Spinatpulver als natürliches
Färbemittel entschieden und direkt einen halben Teelöffel in etwas Öl angerührt
zu einem Teil des Seifenleims gegeben.
Als Designtechnik habe ich nach langer
Zeit mal wieder einen einfachen ITP-Swirl, also einen In-The-Pot-Swirl,
angewendet. Die bunten Leime werden dabei in den Topf mit dem ungefärbten
Grundleim gegeben, eine Runde mit dem Spatel durchgerührt und in die Blockform gegossen. Beim
Gießen dachte ich noch: 'Mist, die Farben vermischen sich viel zu sehr zu einem
Einheitsbrei!' Beim Aufschneiden des festen Seifenblocks freute ich mich dafür
um so mehr über die doch recht gut definierten Farben. Ich bin ganz begeistert
von dem Look.
Innere Werte:
- Öle und Fette: Erdnussöl, Kokosfett, Reiskeimöl, Kakaobutter, Sheabutter, Rizinusöl, etwas Distelöl HO für die Farbmazerate
- Lauge: NaOH für 8 % Laugenunterschuss, destilliertes Wasser, Zucker, Salz
- Farben: Annattosamenmazerat, Spirulinaalgenpulver, Spinatpulver
- Duft: 3 % ÄÖ Lemongrass
Nicht so begeistert war ich allerdings, dass die frisch geschnittenen
Seifenstücke über Nacht richtig viel Sodaasche angesetzt haben. Da musste ich
mit ordentlich Dampf arbeiten, um das wegzubekommen. Auf das Foto haben es
demnach auch nur die schönsten Stücke geschafft. Im Nachhinein ist mir
klargeworden, dass ich wohl wieder mal einem leichten False Trace aufgesessen
war, weil ich etwas zu kühl gearbeitet und dafür nicht gut genug emulgiert
hatte. Ich wollte es halt nicht übertreiben und einen fließfähigen Leim
behalten. Obwohl die Seife gut warm geworden ist und vermutlich auch gegelt hat,
sind wieder helle Flecken in der Seife, die ich auf fehlkristallisierte
Seifenmoleküle schiebe, die Vorstufe von nasser Kreide.
Nichtsdestotrotz bin ich
zufrieden mit dieser Seife. Möge sie dazu beitragen, eine Infektion mit Viren
und Bakterien auch weiterhin von uns fernzuhalten!
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