Weißer Marmor

In dieser Seife habe ich zum Testen Sojawachs verseift. Ich hatte es mir vor einiger Zeit bestellt, um es eigentlich zu Kerzen in Gläsern zu verarbeiten. Seinen Einsatz in Seife wollte ich in dieser Mini-Charge selbst testen.


Sojawachs wird durch Hydrierung aus Sojaöl hergestellt und ist damit eigentlich kein Wachs im chemischen Sinne, sondern ein gehärtetes Fett. Durch den hohen Gehalt an Stearinsäure soll es Seifen besonders fest machen und für stabilen Schaum sorgen. Doch in welcher Einsatzmenge ist es optimal in der Seifenherstellung und -benutzung? Meine vorhandene Literatur hält sich in Bezug auf Sojawachs eher bedeckt und in englischsprachigen Seifenforen schwören einige Verwender auf Konzentrationen um die 25 %, was mir etwas viel erschien. Aber so wenig wie echtes Bienenwachs, also 3-5 % der GFM erschien mir wiederum zu wenig. Ich entschied mich für den Mittelweg: 10 % der Gesamtfettmasse sollten Sojawachs sein. Das Rezept sieht nun so aus:

25 % Kokosöl
25 % Olivenöl
20 % Reiskeimöl
14 % Sojaöl
10 % Sojawachs
6 % Rizinusöl

Lauge: destilliertes Wasser (33 % der GFM), NaOH (für 8% Laugenunterschuss), keine weiteren schaumbeeinflussende Zusätze

Verarbeitet habe die Zutaten bei 35 °C der Fette bzw. 32°C der Lauge. Es waren nur wenige Stöße mit dem Pürierstab nötig, bis der Leim sämig wurde, was allerdings angesichts der kleinen Menge von 250 g GFM nicht weiter verwundert. Erwartet hatte ich, dass die niedrige Temperatur zu einem False Trace führt, also zu einem scheinbaren Andicken des Seifenleims, der aber nur durch das Festwerden der Fette mit hoher Schmelztemperatur entsteht. Aber das war hier nicht der Fall. Es war jedoch zügiges Arbeiten angesagt, denn nach 5 Minuten war der Leim in der Form schon fest. Die Zeit reichte aber aus, vorher einen kleinen Teil mit Seidenschwarz-Pigment und den Rest mit Titandioxd zu färben, mit ätherischem Wacholderbeerenöl und 2 Tropfen Cassia zu beduften und alles als einfachen ITP-Swirl in die Form zu bringen.

Obwohl die Masse in der Form so schnell unbeweglich fest wurde, wunderte ich mich, dass die Seife nach 3 Tagen in der Form noch immer ziemlich weich und klebrig war. Das hat beim Abziehen des Freezer Papers von den Seiten eine unschöne, raue Oberfläche hinterlassen. Sie hat vermutlich nicht gegelt in der kleinen Form, sie durfte nur unter einer dicken Decke ohne weitere Wärmezufuhr schlafen. Die Seife härtete aber in der Reifezeit sehr gut aus, so dass ich die unschönen Stellen problemlos abhobeln konnte.

Nachdem die Seife inzwischen gut drei Monate gereift ist, habe ich sie endlich angewaschen und ich bin begeistert: Sie schäumt willig und der Schaum wird sehr schnell kleinblasig cremig. Sie ist sehr hart und sehr glatt, fast wie eine Soleseife. Ein leicht stoppendes Gefühl, ähnlich wie bei zu viel Kakaobutter, bleibt anfangs an den feuchten Händen, das verliert sich aber im trockenen Zustand ganz schnell. Die schöne Haptik der Seife hat mich überzeugt! Das wird wohl nicht mein letztes Rezept mit Sojawachs gewesen sein.

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