Berliner Weiße grün

Ich hatte ursprünglich gar nicht vor, diese Seife im Blog zu zeigen, weil ich sie für einen SOAPFAIL, eine komplett misslungene Seife, halte und lieber versteckt hätte. Aber unerwartet hat sie in meinem Bekanntenkreis spontan Liebhaber gefunden und ich selbst bin von den Wascheigenschaften sehr angetan, so dass ich sie hier doch noch vorstellen will.

Mein Plan war, eine Berlin-Seife zu kreieren, die ich immer mal wieder jemandem von außerhalb als kleines Geschenk mitbringen kann. Ich besitze einen Seifenstempel mit Brandenburger-Tor-Motiv, das für so ein Souvenir ideal geeignet ist. Die Idee, eine Berliner-Weiße-Seife zu sieden, geisterte mir schon im Kopf rum, seit wir vor Jahren im Seifen4um Seifen zum Thema "Hommage an meine Heimat" produziert haben. Damals entstand diese Berlin-Seife bei mir.

Für alle, die sie nicht kennen, die "Berliner Weiße mit Schuss" ist ein Biermischgetränk aus Weißbier und Sirup. Wahlweise in Leuchtendrot mit Himbeersirup oder in Giftgrün mit Waldmeistergeschmack, stilecht serviert in einem breiten Glaspokal und mit Strohhalm. Berlinbesucher trinken sie gern im Sommer in den Biergärten und Touristenlokalen der Stadt, weil ihnen suggeriert wird, das sei ein typisches Berliner Getränk mit langer Tradition. Das mag für die Zeit vor mehr als 100 Jahren vielleicht stimmen. Aber mal ehrlich, in den inzwischen 27 Jahren, die ich in Berlin lebe, habe ich keinen "Eingeborenen" kennengelernt, der regelmäßig dieses Zeugs trinkt. 😉 Wobei ich zugebe, dass ich es natürlich auch schon probiert habe und den säuerlichen Bier-Mix bei heißen Temperaturen recht erfrischend finde.

Aber zurück zur Seife. Meine Kreation sollte natürlich Berliner Weißbier enthalten, knallgrün gefärbt sein, mit weißer "Schaumkrone" on Top und nach Waldmeister duften. Dass meine Designvorstellungen von einer sehr hellen Seife nicht ganz realistisch war, wurde mir spätestens bewusst, als ich das hellgelbe Bier zu einer dunkelbraunen Flüssigkeit eingedampft hatte, die auch zusammen mit dem NaOH nicht besser aussah. Dazu die Enttäuschung, dass auch das Parfümöl selbst braun ist, was ich in der Flasche gar nicht bemerkt habe. Keine Ahnung, ob es so sein sollte oder ob es durch hoffnungslose Überlagerung schon oxidiert war. Es roch noch einwandfrei und ich habe auch kein Problem damit, PÖs nach dem MHD zu verwenden. Dann muss ich halt mit reichlich Farbstoff dem Braun entgegenwirken! 

In dem Moment jedoch, als ich das angerührte Maigrün in den fertigen Seifenleim geben wollte, kippte mir das Becherglas durch eine falsche Handbewegung um! Beinahe die ganze Farbe ergoss sich über meinen Arbeitsbereich! Verdammt! Dann muss eben der verbliebene Rest reichen, auch wenn es viel, viel weniger ist! Hier ist das Ergebnis:


Innere Werte:

  • Öle und Fette: 25 % Kokosöl, 25 % Olivenöl, 20 % Rindertalg, 15 % Aprikosenkernöl, 10 % Palmöl, 3 % Rizinusöl, 2 % Jojobaöl
  • Lauge: NaOH für 8 % Laugenunterschuss, Berliner Weißbier (abgekocht und reduziert), Natriumlaktat
  • Farbe: Titandioxid, Maigrün
  • Duft: 4 % PÖ Waldmeister (behawe)

Beim Aufschneiden des Blocks war ich maßlos enttäuscht, dass meine Seife nicht so geworden ist, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Viel zu wenig Grün, viel zu braun! Dazu neigte die Seife beim Schneiden zum Absplittern an den Seiten. Toller Duft, aber leider optisch nicht als "Berliner Weiße mit Schuss" erkennbar. Als Mitbringsel mit Berlin-Touch kaum geeignet! Hässlich, dafür aber reichlich viele Stücke! Wie soll ich die nur alle loswerden? Ab in die hinterste Ecke vom Reiferegal und nicht mehr dran denken! Als ich die Seifen dann später doch noch mit dem Brandenburger Tor bestempeln wollte, waren sie für diesen speziellen Stempel schon viel zu hart. Na gut, dann eben ein filigraneres Motiv, das sich mit dem Hammer und viel Schmackes noch prägen ließ. 

Vor ein paar Wochen erzählte ich einer neuen Bekannten von meinem Seifenhobby und zeigte ihr meine aktuellen Reiflinge. Die hässlichen Berliner-Weiße-Stücke lagerten auch noch in den Reifekisten, ich hatte nicht mal Lust, die ungeliebten Dinger einzupacken. Bei der Bekannten lösten sie jedoch helle Freude aus! Dieser Duft, dieses schöne Pastell, das schlichte Design! Sie war Feuer und Flamme und hat mir gleich mehrere Stücke abgenommen. 

Inzwischen habe ich selbst auch ein Stück davon angewaschen und muss sagen, dass das hässliche Entlein sich zumindest am Waschbecken doch noch zum Schwan verwandelt! Die Haptik ist sensationell - die Seife ist wunderbar glatt und wenn die Kanten erstmal "rundgelutscht" sind, ist es eine Freude, sie in den Händen zu drehen! Sie ist recht hart und neigt wenig zum Aufweichen, wenn sie in kurzen Abständen benutzt wird. Dennoch ist der Schaum feinblasig und cremig und hinterlässt ein angenehm gepflegtes Hautgefühl und einen sanften, frischen Duft! Vielleicht ist diese Seife doch kein SOAPFAIL! 😁

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